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05. Dezember 2016

Neue Empfehlungen der STIKO zur Pneumokokkenimpfung – Kommen die geriatrischen Patienten zu kurz?

(07.12.2016) Besonders bei älteren Menschen können Pneumokokken schwere Infektionen verursachen. Im Herbst dieses Jahres hat die Ständige Impfkommission (STIKO) neue Empfehlungen zur Pneumokokkenimpfung veröffentlicht – die sich von der  aktuellen Leitlinie zur Prävention und Therapie der ambulant erworbenen Pneumonie inhaltlich unterscheiden. Diesbezüglich hatte die AG Impfen bereits Bedenken geäußert. Ergänzend dazu nimmt die Arbeitsgruppe nun noch einmal ausführlich Stellung zur STIKO-Empfehlung und beleuchtet ihre Bedeutung für geriatrische Patienten.

STIKO empfiehlt überwiegend einmalige Impfung mit PPSV 23

In ihren aktualisierten Empfehlungen empfiehlt die STIKO für alle ab 60-Jährigen den Einsatz des 23-valenten Polysaccharidimpfstoffes PPSV23 samt einer Wiederholungsimpfung nach sechs Jahren für Risikopatienten bzw. nach individueller Indikationsstellung für gesunde Senioren. 
Ausschließlich bei Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten sowie mit anatomischen und Fremdkörper-assoziierten Risiken für eine Pneumokokken-Meningitis bleibt die Empfehlung der sequenziellen Impfung erhalten, zunächst mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 gefolgt von PPSV23 nach 6 bis 12 Monaten (Risikogruppe 1). Für die Risikogruppe 2 (chronische Krankheiten) wird ebenfalls ausschließlich die Impfung mit dem Polysaccharidimpfstoff empfohlen: „Da die in dieser Risikogruppe zusammengefassten Grundkrankheiten prinzipiell nicht mit einer Immundefizienz einhergehen, empfiehlt die STIKO die alleinige Impfung mit PPSV23, sofern die Patienten nicht aufgrund einer immunsuppressiven Therapie der Risikogruppe 1 zugeordnet werden müssen“ [Epidemiolog Bulletin 37/2016].

AG Impfen hält Empfehlungen für unzureichend

Die Mitglieder der AG Impfen sehen in der aktuellen STIKO-Empfehlung die Bedeutung der altersassoziierten Immunseneszenz und der damit einhergehenden reduzierten Immunantwort auf Impfungen als unzureichend berücksichtigt an. Die Gruppe der über 60-Jährigen wird als homogene und immunkompetente Gruppe betrachtet. Die altersassoziierte Zunahme der Immunseneszenz bleibt bei den Senioren vollständig unberücksichtigt.  

Demgegenüber wird die Immunkompetenz der 2- bis 15-Jährigen kritischer beurteilt: „Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2–15 Jahren ist die Wirksamkeit von PPSV23 unklar. Um den bestmöglichen Schutz zu erzielen, empfiehlt die STIKO deshalb in dieser Altersgruppe auch für Patienten aus Risikogruppe 2 die sequenzielle Impfung mit PCV13 und PPSV23“ [Epidemiolog Bulletin 37/2016].

Verunsicherung befürchtet

Die Mitglieder der AG Impfen sind hier der Ansicht, dass die – wenn auch noch unzureichenden – Kenntnisse zur Immunseneszenz gerade bei den Hochaltrigen, die auch die betroffenen Gruppen mit den meisten begleitenden chronischen Erkrankungen sind, zu einer Empfehlung der sequentiellen Impfung auch für diese Gruppe führen sollte, ähnlich dem Vorgehen für die Gruppe der 2- bis 15-Jährigen.

Die AG Impfen hatte bereits darauf hingewiesen, dass auf Grund der neuen Empfehlung derzeit zwei unterschiedliche Empfehlungen zur Pneumokokkenimpfung für Senioren in Deutschland existieren, da in der aktuellen Leitlinie zur Prävention und Therapie der ambulant erworbenen Pneumonie die sequenzielle Pneumokokkenimpfung für Senioren ausdrücklich empfohlen wird. Die AG Impfen sieht darin die Gefahr, dass aus dieser Verunsicherung heraus die Impfbereitschaft deutlich zurückgehen könnte.

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass die aktualisierten STIKO-Impfempfehlungen erst nach Übernahme in die Schutzimpfungsrichtlinie für die gesetzliche Krankenversicherung gelten. Derzeit hat somit noch der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) von 2013 Gültigkeit, mit dem der wahlweise Einsatz des Polysaccharid- oder Konjugatimpfstoffs als Standardimpfung für Erwachsene über 60 Jahre geregelt wurde. Die Überarbeitung bleibt also abzuwarten.

 

Foto: iStock.com/mediaphotos

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