Skip to main content

Aktuelle Meldungen

25. Oktober 2022

Schöller-Preis für Altersmedizin: Delir vermeiden, Lebensqualität erhalten

(26.10.2022) Mit einem Preisgeld von insgesamt 20.000 Euro ist der Theo-und-Friedl-Schöller-Forschungspreis der höchst dotierte Preis der Altersmedizin in Deutschland. Die gleichnamige Stiftung und das Zentrum für Altersmedizin des Klinikums Nürnberg zeichnen zum 10. Mal herausragende Arbeiten aus, die sich mit den Belangen sehr alter Menschen befassen und geeignet sind, die vielfältigen Herausforderungen der Versorgung älterer Menschen positiv zu gestalten. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an ein dreiköpfiges Team aus Wissenschaftlern, das untersucht hat, wie das Risiko eines Delirs nach einer Operation gesenkt werden kann.

Studien haben gezeigt, dass bis zur Hälfte aller hochaltrigen Patientinnen und Patienten nach einem stationären Eingriff in einer Klinik von einem Delir, also einer akuten Verwirrtheit, betroffen ist. „Ein Delir verursacht oft eine starke und anhaltende Einschränkung in der Autonomie der Betroffenen“, sagt Privatdozentin Dr. Christine Thomas von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere am Krankenhaus Bad Cannstatt/Klinikum Stuttgart, die zusammen mit Professor Gerhard W. Eschweiler vom Universitätsklinikum Tübingen und Professor Michael A. Rapp von der Universität Potsdam die prämierte Studie durchgeführt hat.

Körperliche Komplikationen

Oft führt ein Delir dann zu anhaltenden geistigen und psychischen Einschränkungen, sagt Thomas. Auch körperliche Komplikationen bis hin zu einer erhöhten Todesrate seien nicht selten. Zudem steige das Risiko, dass demenzielle Prozesse noch weiter beschleunigt werden und die Betroffenen in ihrer Selbstständigkeit weiter eingeschränkt werden. „Damit wird auch der Erfolg der Operation, für die der Patient oder die Patientin ins Krankenhaus gekommen ist, geschmälert“, so PD Christine Thomas.

An der Studie partizipierten 1.470 Teilnehmende über 70 Jahren, die sich einer Operation auf dem Gebiet der Orthopädie, Chirurgie oder im Herz-Gefäß-Bereich unterzogen. Das Durchschnittsalter betrug 77,5 Jahre. Wichtigste Maßnahme vorab war die Schulung des Pflegepersonals sowie des ärztlichen Personals im Erkennen eines beginnenden Delirs. „Wir haben die teilnehmenden Mitarbeitenden in den Kliniken sensibilisiert“, berichtet PD Christine Thomas. „Sie haben Veränderungen dokumentiert, diese wurden dann fachlich im Team besprochen.“

Patienten brauchen Orientierung

Darüber hinaus passten die Forscher die Krankenhausumgebung speziell an die Bedürfnisse der hochbetagten Patientinnen und Patienten an und statteten sie mit Hilfsmitteln aus, die ihnen eine Orientierung erleichterten. So wurden in den Krankenzimmern Whiteboards aufgehängt, auf denen die Patientinnen und Patienten den Tagesablauf ablesen konnten. „Außerdem haben wir festgestellt, dass analoge Uhren in den Zimmern eine wichtige Hilfestellung waren,“ so Thomas. Kernstück der Studie waren sieben aktivierende Maßnahmen, die täglich durchgeführt wurden. So wurden die Patientinnen und Patienten nach der Operation durch Gespräche und Bewegung zeitnah mobilisiert. „Die Summe der Maßnahmen hat dazu geführt, dass wir das Auftreten eines Delirs in der beobachteten Studiengruppe, insbesondere bei Patienten, die eine orthopädische Operation oder einen chirurgischen Eingriff hatten, deutlich senken konnten“, so PD Dr. med. Christine Thomas.

„Das Ergebnis der Arbeit von Frau Dr. Thomas und ihrem Team ist auch für die Arbeit des Klinikums Nürnberg eine wichtige Grundlage “, betont Professor Thomas Hillemacher, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie am Klinikum Nürnberg und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Schöller-Stiftung.

In diesem Jahr wurden für den Schöller-Preis neun Arbeiten eingereicht, die sich mit der Versorgung von hochaltrigen Patientinnen und Patienten beschäftigten. „Alle eingereichten Arbeiten zeigten hohes Niveau“, betont Professor Hillemacher und fügt hinzu: „Wir haben uns für dieses Projekt entschieden, weil das postoperative Delir ein sehr häufiges Problem ist und die Studie für den Klinikalltag vieler Krankenhäuser direkt umsetzbare Erkenntnisse liefert.“

Foto (v.l.): Prof. Gerhard Eschweiler, Universitätsklinikum Tübingen, PD. Dr. Christine Thomas, Klinikum Stuttgart, Prof. Dr. Michael Rapp, Universität Potsdam; Rainer Hattenberger Vorstand Schöller-Stiftungen, Prof. Dr. med Thomas Hillemacher, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie am Klinikum Nürnberg und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Schöller-Stiftung.

Bildquelle: Rudi Ott/Klinikum Nürnberg

 

Jeden Monat neu: Die DGG-Webinare

Information zu kommendem Webinar

Praxisnah. Interaktiv. Kostenlos. 
Die neue Webinar-Reihe, jeden zweiten Mittwoch im Monat. Weitere Informationen, sowie Termine und Themen finden Sie hier

 

Aktuelle Veranstaltungen

Aktuelle Stellenangebote

Lade Stellenmarkt