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PM: Neue Erkenntnisse zur Herzinfarkt-Therapie im Alter: Wann ist weniger mehr?

Wie sollte ein Herzinfarkt bei hochbetagten Patientinnen und Patienten behandelt werden? Diese Frage steht im Zentrum des Keynote-Vortrages von Professorin Vijay Kunadian beim Jahreskongress 2025 der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in Weimar. Als erste Frau hat Vijay Kunadian im Vereinigten Königreich die Professur für interventionelle Kardiologie inne. Als Personal Chair Professorin an der Newcastle University genießt sie die höchste Auszeichnung für herausragende wissenschaftliche und akademische Leistungen in Großbritannien. Beim Kongress der DGG präsentiert sie ihre international vielbeachtete SENIOR-RITA-Studie – die bislang größte randomisierte Studie zur Behandlung des sogenannten Nicht-ST-Strecken-Hebungs-Myokardinfarkts (NSTEMI) bei Menschen über 75 Jahren. Die im renommierten New England Journal of Medicine publizierten Ergebnisse erfordern ein Umdenken in der invasiven Herzinfarkt-Therapie bei älteren Menschen.
„Unsere Studie zeigt, dass eine routinemäßige invasive Behandlung bei älteren Herzinfarktpatienten keinen signifikanten Vorteil gegenüber einer rein medikamentösen Therapie bringt“, sagt Kunadian. In der SENIOR-RITA-Studie wurden 1.518 Patientinnen und Patienten mit einem Durchschnittsalter von 82 Jahren an 48 britischen Kliniken untersucht. Während rund die eine Hälfte die bestmögliche medizinische Therapie allein erhielt, bekam die andere Hälfte zusätzlich eine invasive Strategie mit Herzkatheteruntersuchung und gegebenenfalls Bypass oder Stent. Rund ein Drittel der Teilnehmenden galt als gebrechlich.
Ziel war es herauszufinden, ob sich durch eine invasive Strategie das Risiko für einen kardiovaskulären Tod oder einen weiteren Herzinfarkt reduzieren lässt. Das Ergebnis: Nach einem mittleren Beobachtungszeitraum von 4,1 Jahren ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Während in der invasiv behandelten Gruppe 25,6 Prozent der Teilnehmenden an einem kardiovaskulären Tod verstarben oder einen nicht-tödlichen Herzinfarkt bekamen, lag der Anteil in der konservativ behandelten Gruppe bei 26,3 Prozent.
Erkenntnis: Invasiv bedeutet nicht automatisch besser!
„Wir konnten somit zeigen, dass eine konservative Therapie bei älteren Menschen mit NSTEMI ähnlich sicher ist wie eine invasive Behandlung – mit vergleichbaren Langzeitergebnissen, aber weniger Risiken und Belastungen“, so Kunadian. Die Ergebnisse der SENIOR-RITA-Studie haben weitreichende Implikationen für die klinische Praxis. Gerade im höheren Lebensalter müssen Therapieentscheidungen sorgfältig abgewogen werden – unter Berücksichtigung von Gebrechlichkeit, Multimorbidität und Lebensqualität. „Es ist höchste Zeit, dass wir in der Kardiologie nicht länger automatisch davon ausgehen, dass invasiv gleich besser bedeutet, vor allem bei unseren älteren Patientinnen und Patienten“, betont Kunadian. Ihre Forschung unterstreicht die Notwendigkeit individualisierter Therapieentscheidungen und stärkt die Rolle der Geriatrie in der kardiologischen Versorgung.
Zur Person:
Professorin Vijay Kunadian ist die erste Frau im Vereinigten Königreich, die eine Professur für interventionelle Kardiologie innehat. Sie ist Personal Chair Professorin an der Newcastle University – die höchste Auszeichnung für herausragende wissenschaftliche und akademische Leistungen in Großbritannien. Zudem ist sie National Research Lead für die British Cardiovascular Intervention Society und National Cardiovascular Specialty Lead im NIHR Research Delivery Network an der University of Leeds. Kunadian engagiert sich seit vielen Jahren für die kardiovaskuläre Forschung bei älteren Menschen und gilt als internationale Vorreiterin in der Alterskardiologie.
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Kongress-Keynote von Professorin Vijay Kunadian: „Invasive Treatment Strategy for Older Patients with Myocardial Infarction: The SENIOR-RITA Trial“
Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Donnerstag, 18. September 2025
16.30 bis 18 Uhr, innerhalb des Symposiums „#CardioGeriatrics - SENIOR-RITA: die Blaupause für die KHK bei 80+?“
Congress Centrum Weimarhalle
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Foto: privat
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