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PM: Jahreskongress der Geriater – „Praxis und internationale Forschung verknüpfen“
(22.03.2017) Der vermutlich berühmteste lebende Geriater kommt nach Deutschland. Beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in Frankfurt am Main wird der Amerikaner John Morley darüber berichten, welche für die Altersmedizin relevanten Entwicklungen er in den nächsten Jahren erwartet und wie er die Zukunft des Fachs generell beurteilt. Tagungspräsident Prof. Dr. Jürgen M. Bauer (Foto) hat mittlerweile drei herausragende Keynote-Speaker verpflichten können. „Die eingeladenen Kollegen gehören zur internationalen Spitze in der Geriatrie und weisen beeindruckende Karrieren auf“, wie er sagt. „Auch in diesem Jahr sind wir die wichtigste Veranstaltung für Geriater im deutschsprachigen Raum, wenn es um aktuelle Entwicklungen und die Fortbildung unter Kollegen geht“, sagt Bauer. Welche Themen vom 28. bis 30. September außerdem eine Rolle spielen, wie er die Zukunft des Fachs sieht und warum sich Geriater diesen Termin auf keinen Fall entgehen lassen sollten, darüber spricht der DGG-Präsident im Interview.
Herr Prof. Dr. Bauer, verraten Sie uns bitte, wen Sie diese Woche als dritten internationalen Speaker verpflichten konnten?
Ich freue mich wirklich sehr, dass ich Antonio Cherubini aus Ancona für unsere Jahrestagung gewinnen konnte. Er ist einer der prominentesten Geriater in Italien und hat unglaublich viele wissenschaftliche Beiträge in internationalen Netzwerken publiziert. Seine Veröffentlichungen sind absolut hochrangig.
Über welches wichtige Thema wird er beim DGG-Kongress im September referieren?
Er wird über seine Sicht auf die antihypertensive Therapie des geriatrischen Patienten sprechen. Aber sicher steht er während des Kongresses nicht nur zu Fragen zum Bluthochdruck zur Verfügung, sondern wird auch gerne zu seinen anderen Forschungsthemen Auskunft geben. Von seinem Know-how werden viele Kollegen profitieren können.
Wen haben Sie außerdem verpflichten können?
Neben Antonio Cherubini aus Italien wird der Amerikaner John Morley aus St. Louis zu Gast sein. John Morley ist der vermutlich berühmteste lebende Geriater, der mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten und seiner Tätigkeit als Herausgeber wichtiger wissenschaftlicher Zeitschriften wie dem Journal of Gerontology und JAMDA für unser Fach unglaublich viel erreicht hat. Er wird uns darlegen, wie sich aus seiner internationalen Perspektive die Geriatrie weiterentwickeln wird. Auf ihn freue ich mich ganz besonders.
Aber auch auf Tommy Cederholm von der Universität Uppsala. Er ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Ernährung des älteren Menschen und der Sarkopenie. Er ist gerade dabei, zusammen mit Experten aus den USA die Definition der Malnutrition zu revolutionieren.
Wie genau profitieren die Kongress-Teilnehmer von den internationalen Gästen?
Es gibt auf unserem Forschungsfeld herausragende Topkräfte, die weltweit nicht nur den besten Überblick zu laufenden Projekten und Entwicklungen in der Geriatrie haben – sie gestalten diese Entwicklungen auch maßgeblich mit. Das Wissen dieser Kollegen ist für uns unglaublich viel wert, da deren Vorträge oft ein wahrer Schatz an Erfahrungswerten sind, den sich ein Kongressteilnehmer nicht entgehen lassen sollte. Natürlich sind diese Koryphäen der Geriatrie auch weltweit gefragt und schwer zu bekommen. Deshalb bin ich froh, dass wir beim nächsten DGG-Kongress in diesem Punkt wieder sehr gut aufgestellt sind.
Wenn Sie an einen perfekten Kongress denken, wie sieht der für Sie aus?
Also ein Wunschtraum von mir ist es, dass wir es mit unseren Kongressen immer wieder schaffen, den neuesten Stand der Wissenschaft praxisrelevant abzubilden. Die Tagungen sollen den Drang nach wissenschaftlicher Erkenntnis befriedigen, aber auch ihren Widerhall in der täglichen Praxis der geriatrischen Kollegen finden. Diese Verknüpfung ermöglicht die Weiterentwicklung in der Diagnostik und Therapie von geriatrischen Patienten auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnis. Es muss dabei aber zudem die Möglichkeit existieren, die gewonnenen Erkenntnisse auch wirklich zeitnah in der Praxis umzusetzen. Das sind die wichtigsten Voraussetzungen für die Gestaltung eines erfolgreichen Kongresses. Und dabei ist es meine Aufgabe, dass sich diese beiden Bereiche – Wissenschaft und Praxis – erfolgreich verknüpfen lassen und nicht auseinanderdriften.
Welche Kongressthemen planen Sie, damit sich Wissenschaft und Praxis verknüpfen?
Zum einen möchte ich wirklich aktuelle Themen der Geriatrie berücksichtigen. Wir sollten aber zudem reflektieren, wie wir die Geriatrie in Deutschland in einem internationalen Kontext weiterentwickeln möchten. Welche Aufgaben sollte die Geriatrie in Zukunft übernehmen, wie ist das Selbstverständnis des Geriaters beschaffen, welche Inhalte gilt es in der Weiterbildung zu vermitteln und wie positioniert sich unser Fach im Kontext der anderen medizinischen Disziplinen? Das sind viele Fragen, auf die wir gemeinsam Antworten finden müssen. Und so ergibt sich ein umfangreicher Themenkomplex, den ich gerne neben den vielen geriatrischen „Alltagsthemen“ thematisieren möchte.
Welche Rolle spielen dabei die Arbeitsgruppen der DGG?
Eine sehr wichtige Rolle. Ich rufe alle unsere Arbeitsgruppen dazu auf, sich aktiv am Kongress in Frankfurt zu beteiligen. Vor allem in Form von eigenen Themenvorschlägen zu Einzelbeiträgen oder auch Symposien. Unser Leitthema der Evidenz und Innovation in geriatrischer Diagnostik und Therapie bietet hier wirklich sehr viele Ansätze. Gerade in den Arbeitsgruppen werden immer neue Standards und Perspektiven entwickelt. Da vertraue ich sehr gerne auf die Kompetenz der sehr gut ausgewiesenen Leiter der Arbeitsgruppen und deren Mitwirkenden. Die Arbeitsgruppen der DGG bündeln eine Vielfalt an Meinungen und bieten eine hervorragende Expertise, die beim Kongress unbedingt zur Geltung kommen muss.
Was ist Ihnen darüber hinaus beim Frankfurter Kongress besonders wichtig?
Wir müssen unbedingt medizinisch relevante Inhalte besprechen, die den Alltag der Geriater prägen. Und diese dann auch immer mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen verknüpfen. Das ist eine Herausforderung, aber eben auch ein Alleinstellungsmerkmal des Kongresses. Mir drängen sich da eine Menge Fragen aus dem beruflichen Alltag auf.
Welche Alltagsfragen sind das?
Für mich sind das Fragen wie zum Beispiel: Wie kann ich den älteren Bluthochdruckpatienten besser behandeln? Wie diagnostiziere ich am sinnvollsten eine Mangelernährung beim älteren Patienten? Wie berücksichtige ich Patientenpräferenzen in der Arzneimitteltherapie des älteren Patienten?
Was bringt dem normalen Geriater ein Besuch der DGG-Jahrestagung?
Unsere Aufgabe beim Kongress ist es, das aktuelle Wissen der Geriatrie und den Fortschritt des vergangenen Jahres abzubilden. Natürlich auch mit bestimmten Schwerpunkten. Wir wollen Top-Expertenwissen an die Teilnehmer heranbringen. Erkenntnisse, die nicht jeder einfach so nachlesen kann. Vielen Geriatern fehlt einfach auch die Zeit, oder es stehen nicht die entsprechenden internationalen Zeitschriften zur Verfügung. Wir wollen aufzeigen, wo die Reise in der Geriatrie hingeht. Jeder Teilnehmer soll nach dem Kongress ein noch besseres Bild davon haben, wie er seinen geriatrischen Alltag gestalten muss, um die modernsten Diagnostik- und Therapieoptionen für seine Patienten zu entwickeln. Damit bleiben wir für Geriater im deutschsprachigen Raum sicherlich die wichtigste Fortbildungsveranstaltung.
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