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12. Juni 2025

Nach Ärztetagsbeschluss: DGG spricht sich für starken Fokus der Geriatrie auf die Innere Medizin oder Neurologie aus

Orthopäden und Unfallchirurgen sollen nach einem Beschluss des Deutschen Ärztetages vor zwei Wochen ebenfalls die Zusatzweiterbildung Geriatrie erwerben können. Dies war bislang nur Fachärzten der Inneren Medizin, Allgemeinmedizin, Neurologie oder Psychiatrie vorbehalten. „Zu Recht“, sind sich die Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) einig. „Vor dem Hintergrund der internistischen und neurologischen Multimorbidität unserer hochbetagten Patientinnen und Patienten sind wir uns sicher, dass nach eineinhalb Jahren geriatrischer Zusatzweiterbildung ein Basisfacharzt ohne Kenntnisse aus den Bereichen Innere Medizin, Neurologie, Allgemeinmedizin und Psychiatrie keine fachgerechte Versorgung unserer Patienten anbieten kann“, so DGG-Präsident Professor Markus Gosch, DGG-President-elect Professor Michael Denkinger und DGG-Past-President Professor Rainer Wirth. Sie kritisieren ebenfalls, dass es vor dem Beschluss am 28. Mai keinerlei Rücksprache mit den Fachgesellschaften, Berufsverbänden und dem Bundesverband Geriatrie gegeben hat.

Begründet hatte der Deutsche Ärztetag seinen Beschluss mit dem Hinweis auf fehlende Geriater gegenüber einer stetig steigenden Zahl geriatrischer Patienten. So wird erwartet, dass mit rund 250.000 hüftgelenksnahen Frakturen etwa doppelt so viele alterstraumatologische Patienten im Jahr 2032 gegenüber heute versorgt werden müssen. „So begrüßen wir auch grundsätzlich die Idee, dass durch weiteres geriatrisches Know-how zukünftig dieses auch in nicht-spezialisiert-geriatrischen Abteilungen vorhanden ist“, erklärt Präsident Markus Gosch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Geriatrie am Klinikum Nürnberg.

Evidenz zu Gunsten des Co-Managements

Vizepräsident Michael Denkinger, Chefarzt an der Agaplesion Bethesda Klinik in Ulm, ergänzt: „Dennoch muss klar festgehalten werden, dass die Evidenz für hochwertige Geriatrie immer im Zusammenhang mit Basisfachärzten aus der Allgemeinmedizin, Inneren Medizin oder Neurologie stammt – oder auch einem eigenständigen Facharzt für Geriatrie, wie ihn Länder wie Italien, Frankreich, England, Norwegen oder Spanien bereits seit Längerem eingeführt haben.“

Dies gelte auch für die Überlegenheit des orthogeriatrischen Co-Managements: „Wenn Geriatrie als Teamaufgabe verstanden und mit strukturierter Komplexitätsmedizin in eigenständigen Abteilungen durchgeführt wird, profitieren unsere hochbetagten Patienten am meisten!“ Unfallchirurgen und Orthopäden können nachweislich also gemeinsam mit Geriatern – Hand in Hand – die besten Ergebnisse erzielen. Werden Unfallchirurgen und Orthopäden zukünftig aber selbst zum Geriater werden – ohne internistische oder neurologische Grundausbildung – so wird sich die Behandlungsqualität der geriatrischen Patienten durch diesen Beschluss leider verschlechtern.

Geriatrie verfolgt ganzheitliches und funktionsorientiertes Konzept

Die Geriatrie, so betont es auch Past-President Rainer Wirth, fokussiere sich nicht auf die Versorgung eines einzelnen Organs oder Körperabschnitts. „Wir arbeiten nach einem ganzheitlichen und funktionsorientierten Konzept“, so der Direktor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation am Marien Hospital Herne. „Es ist deshalb von großer Relevanz“, betont Michael Denkinger, der ab September die Präsidentschaft der DGG übernehmen wird, „dass vor allem akut-geriatrische Abteilungen von Geriaterinnen und Geriatern mit einem starken Fokus auf die Inneren Medizin oder Neurologie geführt werden. Alterstraumatologische Zentren können nicht durch 1,5-Jahre Zusatzweiterbildung auf chirurgischer Basis komplett in der Unfallchirurgie abgebildet werden. Für diese Konstellation gibt es keinerlei Wirksamkeitsnachweis!“

Die DGG-Präsidenten setzen jetzt auf Gespräche mit den Landesärztekammern. Denn die Änderung der (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) muss, wenn sie wirksam werden soll, auch in die Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern aufgenommen werden. „Wir sind alle Wissenschaftler und vertrauen deshalb auf die Evidenz!“, sagt Denkinger. „Was wir zur Bewältigung des demographischen Wandels in der Geriatrie benötigen, steht auf einem ganz anderen Blatt!“

Fotos (v.l.): Professor Rainer Wirth (Marien Hospital Herne), Professor Markus Gosch (Klinikum Nürnberg) und Professor Michael Denkinger (Universität Ulm)

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