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04. Juni 2019

Nach Update für den gesamten deutschsprachigen Raum gültig: Bessere Versorgung mit Medikamenten-App FORTA

(04.06.2019) Zeitdruck bei der Behandlung und unerwünschte Nebenwirkungen von verschriebenen Medikamenten – das sind nur zwei Herausforderungen, denen Ärzte bei der Behandlung älterer Menschen gegenüberstehen. Falsch dosierte oder falsch angewendete Arzneimittel können zu Komplikationen führen, doch die Behandlungszeit bei Hausärzten liegt durchschnittlich bei nur acht Minuten pro Patient. „Da muss die Sichtung der zahlreichen vorhandenen Arzneimittel schnell gehen und dennoch auf den Patienten abgestimmt sein“, sagt Professor Martin Wehling, Direktor der Klinischen Pharmakologie an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Gemeinsam mit seinem Team hat er eine App entwickelt, die genau auf diese Probleme zielt. Die App gibt jetzt für den gesamten deutschsprachigen Raum.

„Die sogenannte FORTA-App (Fit FOr The Aged) gibt den behandelnden Medizinern erstmals eine digitale Liste an die Hand, die sowohl untaugliche als auch nachweislich nützliche Arzneimittel für ältere Patienten benennt“, so Wehling. Die App verringere die Fehlerquote bei der Medikamentenversorgung und steigere so die Lebensqualität der Patienten. Seit der Veröffentlichung im Google Play Store wurde die App schon mehr als 10.000 Mal heruntergeladen, nach dem Launch war es die sechstmeistgedownloadete App im Medizinbereich. Auch die Apple- und Windows-Phone-Version sind nun verfügbar. „Dieses Ergebnis zeigt uns, dass die App als Unterstützung für behandelnde Ärzte gut angenommen wird“, so Wehling.

FORTA-Liste: Alterstauglichkeit von Medikamenten präziser bestimmen

Wissenschaftliche Grundlage der App ist die VALFORTA-Studie, die im Jahr 2016 unter Wehlings Leitung veröffentlicht wurde. Ziel der Wissenschaftler war, die Über- und Unterversorgung mit Medikamenten jeweils deutlich zu verringern. Die FORTA-Klassifizierung ist ein Vorschlag für die Bewertung der Alterstauglichkeit von Arzneimitteln, die erstmals sowohl Positiv- als auch Negativ-Bewertungen beinhaltet. Aus ihr wurde schließlich mit Unterstützung von insgesamt 25 Medizinern die FORTA-Liste entwickelt, die jetzt 296 Bewertungen für 30 Indikationen, also Heilverfahren für bestimmte Krankheitsbilder, enthält. Anders als Negativ-Listen von Medikamenten, die nur beschreiben, welche Medikamente nicht verwendet werden sollen, beleuchtet die FORTA-Liste auch die positiven Seiten.

Nutzwert von Medikamenten: Übersicht für den gesamten deutschsprachigen Raum

Die FORTA-Liste, die 2016 in der zweiten Version erschien, wurde zunächst von deutschen und österreichischen Experten bewertet. Anfang 2019 wurde unter Beteiligung mehrerer Schweizer Mediziner die dritte Überarbeitung der Liste für den gesamten deutschsprachigen Raum herausgegeben. Inzwischen existiert auch eine europäische Liste – vergangenes Jahr beteiligten sich sieben europäische Länder an der Bewertung und kreierten die EURO-FORTA-Liste mit 264 Positionen für 26 Indikationen. „Die FORTA-Liste hat sich sehr erfolgreich entwickelt und wir erkennen, dass sich das Prinzip der Positiv-/Negativ-Liste gegenüber anderen Verfahren durchzusetzen scheint“, sagt Wehling.

FORTA-Bewertung zusammen mit dem geriatrischen Assessment nutzen

Unter der Beteiligung von Martin Wehling wurde gerade auch die Studie Higher Fit-fOR-The-Aged (FORTA) Scores Comprising Medication Errors are Associated with Impaired Cognitive and Physical Function Tests in the VALFORTA Trial veröffentlicht, in der die möglichen Zusammenhänge zwischen dem FORTA-Score und dem geriatrischen Assessment untersucht wurde. „Wir erkennen Zusammenhänge zwischen dem FORTA-Score und den funktionellen Aspekten der Patienten in dem Sinne, dass ein hoher Score, also mehr Medikationsfehler, mit funktionellen Einschränkungen einhergeht“, sagt Wehling. Für den Wissenschaftler ist die FORTA-Liste eine Pflichtlektüre für alle Mediziner, die sich mit älteren Menschen beschäftigen. „Die App gehört auf jedes Smartphone von Geriatern, Hausärzten, aber auch anderen mit der Altersmedizin befassten Ärzten wie Internisten, Neurologen oder Psychiatern“, so Wehling. Vor allem auch im niedergelassenen Bereich ließen sich viele Beeinträchtigungen bei alten Patienten vermeiden, die aktuell gar nicht ins Krankenhaus kommen.

Mehr Informationen:

FORTA-App für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.sisdev.forta&hl=de
FORTA-App für iOS: https://itunes.apple.com/de/app/forta/id1280597173?mt=8

Anwendung für Windows-Phone:
FORTA-Liste: http://www.umm.uni-heidelberg.de/ag/forta/
VALFORTA-Studie: http://ageing.oxfordjournals.org/content/45/2/262.long

 

Foto: privat

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