Aktuelle Meldungen
Preis zur Förderung der interdisziplinären Altersforschung geht an zwei Projekte zur Delir-Therapie und Sarkopenie-Diagnostik

Der mit insgesamt 2.000 Euro dotierte Preis zur Förderung der interdisziplinären Altersforschung zeichnet in diesem Jahr zwei Forschungsarbeiten aus: Die Ehrung würdigt ein Team des Universitätsklinikums Düsseldorf sowie ein weiteres Team des Ludwig-Maximilians-Universitäts-Klinikums München. Der Preis wurde jetzt im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in Weimar verliehen. „Beide preisgekrönten Arbeiten verdeutlichen eindrucksvoll, wie wichtig die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachdisziplinen in der Altersforschung ist“, sagte Professor Bernd Wöstmann, Vorsitzender des Preiskomitees. „Während in Düsseldorf ein möglicher neuer medikamentöser Ansatz gegen Delir entwickelt wurde, zeigt die Münchner Arbeit, wie moderne Datenanalyse die Diagnostik von altersrelevanten Syndromen verbessern kann.“
Daridorexant könnte die Delirdauer bei älteren Klinikpatienten verkürzen – das zeigt die Studie des Forscherteams aus Düsseldorf. Das Delir zählt zu den gefürchtetsten Komplikationen bei älteren Menschen im Krankenhaus: Rund 15 Prozent der über 70-Jährigen in der Alterstraumatologie entwickeln diesen akuten Verwirrtheitszustand während ihres Aufenthalts. „Die Behandlung eines Delirs ist komplex und stützt sich bislang vor allem auf Allgemeinmaßnahmen wie beispielsweise frühe Mobilisation, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ausreichend Schlaf oder eine ruhige Umgebung“, erklärt Dr. Carla Stenmanns, Geriaterin am Universitätsklinikum Düsseldorf. Bisherige medikamentöse Ansätze zeigen nur begrenzte Erfolge. Erste Hinweise aus internationalen Analysen deuten jedoch darauf hin, dass sogenannte Orexinantagonisten eine positive Wirkung haben könnten. Daridorexant, das einzige in Deutschland zugelassene Medikament dieser Gruppe, ist bislang lediglich zur Behandlung chronischer Schlafstörungen zugelassen.
Ein Forschungsteam um Dr. Carla Stenmanns, Dr. Christoph Beyersdorf, Dr. Dr. Henriette Louise Möllmann und Professor Helmut Frohnhofen wertete nun Daten einer Beobachtungsstudie zur Delirinzidenz bei älteren Patientinnen und Patienten aus, bei der neben Allgemeinmaßnahmen und Neuroleptika auch Daridorexant eingesetzt wurde. Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Während die mediane Dauer eines Delirs unter Allgemeinmaßnahmen bei fünf Tagen lag, war diese unter Daridorexant-Gabe nur zwei Tage. „Damit eröffnet sich ein neuer, vielversprechender Ansatz in der Delirtherapie, den wir nun in einer randomisierten Interventionsstudie weiter überprüfen wollen“, so Stenmanns.
Münchner Dissertation: Künstliche Intelligenz verbessert Sarkopenie-Diagnostik
Ebenfalls ausgezeichnet wurde eine Münchner Dissertationsarbeit: Erstmals konnte ein Forschungsteam um den Nachwuchswissenschaftler Benedikt Müller eine KI-basierte Methode zur Diagnostik von Sarkopenie, also dem Verlust von Muskelmasse, entwickeln. Dafür wurde ein Deep-Learning-Modell genutzt, das dreidimensionale Grenzwerte für das Muskelvolumen aus Routinedaten der Computertomografie berechnet. „Wir konnten ein automatisiertes Screening-Tool schaffen, das Patientinnen und Patienten mit reduziertem Muskelvolumen frühzeitig identifiziert“, erläutert Benedikt Müller. Für die Diagnostik müssen keine zusätzlichen Untersuchungen durchgeführt werden, da vorhandene CT-Bilder genutzt werden. Das spart nicht nur Kosten, sondern schont auch die Patientinnen und Patienten.
Zudem konnte das Team um Müller in einer Analyse von COVID-19-Betroffenen nachweisen, dass das Muskelvolumen einen entscheidenden Einfluss auf das Überleben hat. „Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV und der Klinik und Poliklinik für Radiologie, insbesondere der Arbeitsgruppe Clinical Data Science Klinik und Radiologie, war ausschlaggebend für den Erfolg“, betont der Münchner Forscher. Beteiligt an der Arbeit sind ebenso Dr. Sabine Schlüssel, Professor Michael Ingrisch und Professor Michael Drey.
Über den Preis zur Förderung der interdisziplinären Altersforschung
Seit 2015 wird zum Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) der Preis zur Förderung der interdisziplinären Altersforschung ausgelobt. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. Er wird gestiftet aus dem Vermögen des früheren Dachverbandes der Gerontologischen und Geriatrischen Wissenschaftlichen Gesellschaften Deutschlands e. V. (DVGG). Teilnehmen können Poster oder Vorträge, die vom Auswahlkomitee des Jahreskongresses zur allgemeinen Präsentation zugelassen wurden. Mehr Informationen unter Förderpreis für interdisziplinäre Altersforschung.
Bildunterschrift:
Ausgezeichnete Leistungen: DGG-Präsident Professor Michael Denkinger (li.) und Laudator Professor Rainer Wirth (re.) ehren Dr. Carla Stenmanns und Benedikt Müller – beide stellvertretend für ihre Teams – mit dem Förderpreis für interdisziplinäre Altersforschung. Foto: Torben Brinkema
Abstract-Band zum Kongress 2025
Damit Sie sich ein Bild von den vielseitigen und qualitativ hochwertigen Beiträgen machen können, finden Sie hier den Abstract-Band zum Download.
Jeden Monat neu: Die DGG-Webinare
Praxisnah. Interaktiv. Kostenlos.
Die neue Webinar-Reihe, jeden zweiten Mittwoch im Monat. Weitere Informationen, sowie Termine und Themen finden Sie hier.
Folgen Sie uns!
Immer aktuell und rund um die Geriatrie – wir freuen uns, wenn Sie der DGG auf LinkedIn folgen!
Aktuelle Veranstaltungen
Hier sehen Sie ausgewählte aktuelle Veranstaltungen. Alle Termine finden Sie in unserem